VON BUTTLAR: Was bringt der UNESCO-Welterbetitel für die Bürger?

Die Freude war groß, als die UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (Unesco) die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt am 26.07.2021 mit dem prestigeträchtigen Titel „Welterbe“ ausgezeichnet hat. Als ein nicht zielführendes Schauspiel ohne Nutzen bezeichnete die Sprecherin für Kultur, Julia von Buttlar, die Aufregung um ein Buch über die Mathildenhöhe. Nicht verstehen könne sie, so von Buttlar, warum die Aussicht auf die Neuerscheinung nicht Freude, sondern Empörung und Enttäuschung ausgelöst habe. „Die Reaktion stört mich und offenbart ein Denkmuster, das einem fremd sein sollte. Kann denn nur die Stadt von Publikationen zum Weltkulturerbe Mathildenhöhe profitieren?“
Doch laut einer Antwort des amtierendes Oberbürgermeisters auf eine Kleine Anfrage der FDP vom 8. November 2021 ist dies nicht der Fall. Danach ist das Verfassen von Publikationen, Bildbänden, sonstigen Schriften oder Druckerzeugnissen jeglicher Art über die Mathildenhöhe im Allgemeinen nicht erlaubnis- oder genehmigungspflichtig. Grundsätzlich sei nicht davon auszugehen, dass aufgrund der Zuerkennung des Welterbestatus Nutzungs- oder Verwertungsbeschränkungen entstünden. „Natürlich ist die Anerkennung als Welterbe Lohn für jahrelange Arbeit der Stadt, aber nun muss es weitergehen“, fordert von Buttlar. „Nur wenn die Konflikte, die vor Ort entstehen, in jedem Einzelfall ernst genommen werden, kann die Bewahrung des Menschheitserbes zum Anliegen aller werden,“ betont Julia von Buttlar. Mit dem Welterbe-Status ist der Wunsch verbunden, dass das großartige Erbe die Menschen verbinden wird. „Die ehrenvolle Auszeichnung bedeutet meist touristische Aufmerksamkeit und entsprechende Einnahmen. Davon kann die Bevölkerung profitieren und mit Angeboten die Gunst der Stunde zu nutzen. Hier darf es keine Beschränkung oder Einflussnahme durch die Stadt geben“, fordert von Buttlar.